Turbulente Zeiten liegen hinter unserem FSV-Martinroda: die Euphorie zum Aufstieg unserer Ersten Mannschaft in die Oberliga vor gut drei Jahren, die Corona-Pandemie, die uns fast genauso lange begleitet und schließlich der Abstieg in die Thüringenliga und der damit verbundene personelle Aderlass. All das ist nicht spurlos am FSV Martinroda vorbei gegangen, wie unsere drei Vorstandsmitglieder – Lars Oschmann (Vorsitzender), Dirk Keller (stellv. Vorsitzender) und Sebastian Bach (sportlicher Leiter) im Gespräch resümieren. Gründe, um dennoch optimistisch in die Zukunft zu blicken, gibt es genug, wie die drei im Folgenden verraten.
Drei Oberliga-Saisons, die sportlich und finanziell für jeden Verein per se eine Herausforderung sind und in denen wir zudem mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen hatten, liegen hinter dem FSV. Was hat das rückblickend mit unserem Verein gemacht?
Lars Oschmann: Die Corona-Pandemie führte auch beim FSV Martinroda zu einer schwierigen finanziellen Situation. Insbesondere die Kosten für Auswärtsfahrten, Schiedsrichter und Sicherheit waren in der Oberliga wesentlich höher als den Zuschauereinnahmen entgegenstanden. Umso dankbarer ist unser Verein unseren Sponsoren, dass sie in dieser schwierigen Situation unserem Verein die Treue hielten. Die Saisonplanung war auch im Hinblick auf die sich abzeichnende Energiekrise schwierig. Auch der FSV muss mit gestiegenen Betriebskosten klarkommen und diese entsprechend kalkulieren.
Dirk Keller: Ich kann Lars nur zustimmen. Bis vor einem Jahr war ich ja noch sportlicher Leiter des FSV Martinroda und auch aus meiner Sicht haben die drei Jahre Oberliga sehr an dem Verein gezehrt. Nun hat Sebastian die Verantwortung für den sportlichen Bereich übernommen und da die Aufgaben vielfältiger werden, unterstütze ich ihn weiterhin. Dass es nach dem Abstieg ziemlich ruhig um uns geworden ist, haben wir bewusst so gewählt, um demütig zu sein mit dem, was man als FSV Martinroda in den letzten drei Jahren erreicht hat. Und dass man mit dem Abstieg einen gewissen Aderlass hat, kam für uns auch nicht überraschend. Uns war es in der Oberliga weder möglich, auf vereinsinterne Nachwuchsspieler zu setzen noch auf Spieler aus der Region, da wir mit dem SV09 Arnstadt, dem FC An der Fahner Höhe und dem FC Einheit Rudolstadt drei konkurrierende Vereine aus der Umgebung in der Oberliga hatten, was die Kapazitäten auf Spieler zuzugreifen natürlich sehr einschränkt. Uns blieb letztendlich nichts anderes übrig, als beispielsweise auf Spieler aus Tschechien zurückzugreifen – obgleich das menschlich wie auch fußballerisch natürlich tolle Jungs waren. Und dass solche Spieler dem Verein bei einem Abstieg nicht die Treue halten, war uns von Anfang an sehr bewusst.
Lasst uns nun nach vorne blicken. In den letzten Tagen habt ihr einiges bewegt, um die personellen Verluste im Kader der Ersten Mannschaft wieder auszugleichen und die Mannschaft konkurrenzfähig zu machen. Dirk, kannst du uns auf den aktuellsten Stand bringen?
Dirk Keller: Da wir die Möglichkeit haben, bis zum 31. August weitere Spieler zu verpflichten, haben wir uns bewusst so viel Zeit gelassen um die Eindrücke ersteimal zu sammeln. So haben wir gestern Abend zum Beispiel Richard Monecke verpflichtet. Mit unseren weiteren Neuzugängen Maurice Meißner und Carlo Weis haben wir nun drei blutjunge Spieler aus der Region verpflichtet, was genau in unsere neue Ausrichtung passt. Wir haben uns klar zum Ziel gesetzt, junge Spieler zu integrieren. Eine junge, wilde Herde gepaart mit Erfahrung ist das, was wir in Zukunft für unsere Erste Mannschaft vorstellen. Wir haben alle drei Neuzugänge mit einem zweijährigen Vertrag ausgestattet, - auch als Zeichen, dass wir unsere Erste auch längerfristig mit ihnen aufbauen wollen. Zusätzlich haben wir Jeffrey Appiah von der Soccer Akademie Arnstadt für ein Jahr bei uns verpflichtet. Mit ihm haben wir einen jungen Spieler gewonnen, der hier Fußball spielen will und den wir gerne integrieren. Schon vor einiger Zeit zu uns gestoßen sind Christian Apel, Lucas Weis, Tony Fleischhack, Jan Jedrzejczak, aus unserer Zweiten Mannschaft Philipp Schneider und aus unserem eigenen Nachwuchs Wendelin Fischer, Phil Morgenroth, Florian Schleicher sowie Max Widder. Jetzt ist es an unserem alteingesessenen Spielerstamm, die Jungs zu führen und mit ihnen ein Team zu bilden. Ein Team, das wir sukzessive mit unseren vereinsinternen 2004er- und 2005er-Jahrgängen bestücken möchten. Wir haben einen ordentlichen Kader zusammengestellt und wollen mit dieser Mannschaft eine erfolgreiche Saison spielen und unseren jungen Spielern die Möglichkeit geben, sich in dieser Mannschaft auf einem guten Niveau zu entwickeln.
Die Einbindung unserer U19-Eigengewächse in den Männerbereich ist euch ein wichtiges Anliegen. Sebastian, wie beschreibst du das Gesamtkonzept der Integration der U19 in die Erste und Zweite Mannschaft?
Sebastian Bach: Also grundsätzlich geht es uns beim FSV Martinroda darum, in den nächsten Jahren eine sehr enge Vernetzung zwischen den drei Mannschaften zu schaffen, um den Übergang vom Nachwuchsfußball in den Männerbereich für jedes Leistungsniveau unserer Nachwuchsspieler aus der U19 abzusichern. Das heißt, dass die ambitionierten Leistungsträger der U19 perspektivisch Schritt für Schritt in die Erste Mannschaft integriert werden, wie von Dirk bereits beschrieben. Da bietet es sich an, dass wir eine gefestigte Mannschaftsstruktur haben mit erfahrenen Spielern, die alle Oberliga gespielt haben und das Grundgerüst der Mannschaft bilden, um darin die jungen Spieler einzubinden. Diese kommen größtenteils aus unserem eigenen Nachwuchs, aber natürlich möchten wir auch willige und talentierte Nachwuchsspieler aus dem gesamten Umkreis für unseren Verein gewinnen. Für diejenigen Spieler aus der U19, denen wir den Sprung in eine Verbandsliga noch nicht zutrauen, ist unsere Zweite Männermannschaft, die U23, der Hafen um trotzdem im Männerbereich beim FSV Martinroda Fuß zu fassen, aktuell auf Kreisliga-Niveau. Mit der Kombination von eigenen Nachwuchsspielern und erfahrenen Spielern, die schon länger im Stamm der Zweiten Mannschaft spielen, möchten wir die U23 perspektivisch so etablieren, dass wir den Aufstieg in die Kreisoberliga schaffen. So bieten wir auch unseren momentan nicht verbandsligatauglichen Juniorenspielern eine gute Perspektive. Im Umkehrschluss bietet die U23 auch unseren Spielern aus der Ersten Mannschaft, die nicht so oft zum Einsatz kommen oder verletzungsbedingt einen Gang runterschalten müssen die Möglichkeit, sich Spielzeit zu holen, Sicherheit zu gewinnen, Verletzungen auszukurieren und wieder Fuß zu fassen.
Und auf diese Weise haben wir beim FSV Martinroda ein schlüssiges Konzept mit dem großen Ziel, in den Männermannschaften immer wieder Nachwuchsspieler aus der U19 und dem Umland einzubinden. Diese Integration von regionalen Talenten haben wir uns auf die Fahne geschrieben und möchten sie zukünftig noch weiter vorantreiben. Dass dies immer auch gepaart mit unseren etablierten Leistungsträgern erfolgt, ist natürlich selbstverständlich.
Lars, möchtest du neben den beschriebenen Entwicklungen in unserer Ersten Mannschaft noch etwas aus dem gesamten Verein ergänzen?
Lars Oschmann: Natürlich, denn erfreulich sind auch die Entwicklung im Nachwuchs und die Erfolge unserer Alten Herren. Der Kreismeistertitel in der letzten Saison berechtigt unsere A-Junioren zur Teilnahme an der Verbandsliga des TFV. Dadurch wird den Junioren ein hohes sportliches Niveau geboten, welches den Übergang in den Männerbereich erleichtert.
In der neuen Saison gehen wir im Großfeldbereich der Junioren neue Wege. Wir haben mit der SV Germania Ilmenau eine Spielgemeinschaft gebildet. Die letzten Jahre waren im Nachwuchs auf dem Großfeld geprägt von geringer Spielerdecke und damit einhergehend mit wenig Motivation und Ansporn auch im Training. Dem wollen wir gemeinsam mit den Ilmenauern entgegenwirken und gemeinsam den Weg im Großfeld beim Nachwuchs gehen. Leider waren die Spielerdecke und das Leistungsniveau bei den B-Junioren für die vorgesehene Verbandsliga nicht ausreichend, so dass wir die B-Junioren zurückgezogen haben und den verbliebenen älteren Jahrgang bei den A-Junioren integriert haben. Bei den C-Junioren hoffen wir zusammen mit den Ilmenauern auf eine erfolgreiche Saison in der Kreisoberliga. Im Kleinfeldbereich im Nachwuchs sowie bei den Bambinis wollen wir unsere erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre fortsetzen. Dabei stehen die Förderung von Talenten und die Vermittlung von Spaß am Fußball im Vordergrund.
Eines unserer Aushängeschilder des Vereins sind unsere Alten Herren, welche sowohl im Land als auch auf NOFV-Ebene zu überzeugen wussten. Wir hoffen, dass sie am 3.September unseren Verein bei der NOFV-Meisterschaft in Berlin würdig vertreten.
Sebastian Bach: Lars, ich möchte deine Ausführungen zur U19 gerne nochmal unterstreichen. Die U19, die wir jetzt in der Verbandsliga platzieren konnten, wollen wir als Aushängeschild und Flaggschiff für unseren Nachwuchs unbedingt auch perspektivisch in der Verbandsliga halten. So können wir vielleicht auch Spieler aus dem Umkreis, die gerne auf höchster Ebene im Land Nachwuchsfußball in der U19 spielen möchten, bereits bevor sie im Männerbereich ankommen, für den FSV Martinroda begeistern. Also das wollen wir auf gar keinen Fall wieder hergeben. Es gilt höchste Priorität, die U19 auch längerfristig in der Verbandsliga zu halten.
Lars Oschmann: Und ich möchte abschließend noch ergänzen, dass unserem FSV nicht nur sportliche, sondern auch bauliche Herausforderungen. Mit Hilfe von Bundesmitteln und mit einem nicht unerheblichen Eigenanteil wird die Gemeinde Martinroda den Sportpark sanieren. Dies betrifft die Instandsetzung Kunstrasenplatz, die Neuerrichtung des Rasenplatzes, die energetische Instandsetzung des Sportlerheims und die Errichtung von weiteren Sportanlagen.
Vielen Dank, Lars Oschmann, Dirk Keller und Sebastian Bach für diesen aktuellen Rück-, Ein- und Ausblick.
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